Der Entwurf der Rundfunkkommission der Landesregierungen für einen „Staatsvertrag zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ sieht…
Sonja Hofmann im Interview
Creative.nrw führte am 22.11.2022 ein Interview mit Sonja Hofmann, Geschäftsführerin des Filmbüro NW e.V.
Sie sind Geschäftsführerin des „Filmbüro NW e.V.“, einer Institution, die es bereits seit Anfang der achtziger Jahre gibt. Wie ist der Verein aktuell aufgestellt, und worin bestehen seine Aufgaben?
Das Filmbüro NW wurde 1980 als erste nordrhein-westfälische Filmförderung gegründet und hat seinen Sitz in Köln. Der Verein vertritt seine über 240 Mitglieder aller Gewerke der Filmbranche film- und medienpolitisch in Land und Bund; gemeinsam mit Film- und Medienverband NRW und AG DOK West bestellt das Filmbüro Sitze im WDR-Rundfunkrat, im ZDF-Fernsehrat, in der Landesanstalt für Medien und im Kulturrat NRW und widmet sich der Stärkung und Förderung der Filmkultur und des Filmschaffens in Nordrhein-Westfalen. Das Filmbüro NW benennt die Gremienmitglieder für die kulturelle Filmförderung („vereinfachte Förderung“) der Film- und Medienstiftung NRW, vergibt Arbeitsstipendien im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW und führt Beratungsprogramme sowie filmkulturelle und medienpolitische Veranstaltungen durch.
Das Filmbüro ist auch Mitglied im rundum erneuerten und Ende 2021 als Verein neu gegründeten „Netzwerk Filmkultur NRW“, einem Zusammenschluss zahlreicher Akteur:innen aus der Filmkultur in ganz Nordrhein-Westfalen. Welche primären Ziele verfolgt das Netzwerk?
Das Netzwerk Filmkultur NRW existiert schon länger als Verbund von Filmhäusern, -werkstätten und Festivals in NRW, zum Wissenstransfer und Informationsaustausch, u.a. bezüglich der ähnlichen Fördersituation filmkultureller Institutionen: Der Film muss im Vergleich zu anderen Kultursparten noch vielfach darum kämpfen, als „Kultur“ angesehen zu werden. Die Vereinsgründung soll der gemeinsamen Lobbyarbeit im Land dienen, Synergie-Effekte stärken, zu noch besserer Sichtbarkeit verhelfen und z.B. die zahlreichen Filmbildungsangebote in NRW bündeln und zugänglich machen.
Im September 2022 veröffentlichte KINOaktiv, ein Verein, in dem die freie Kölner Filmkulturszene organisiert ist, die Petition „Appell zur Rettung der Kölner Filmszene“. Sie waren Mitunterzeichnerin des Aufrufs – wie dramatisch ist die Lage in Köln, in NRW, und was sind die Gründe dafür?
In Köln fehlt ein langfristiges und tragfähiges Förderkonzept für die Film-, Medien- und Kreativwirtschaft generell, über die reine Gründungs- und Innovationsunterstützung hinaus, obgleich Köln NRWs größter Kreativ- und Medienstandort ist. Initiativen seitens des KulturNetzKöln, in dem das Filmbüro ebenfalls Mitglied ist, wie auch der Appell von KINOaktiv und zahlreiche Gespräche, die wir und z.B. das Filmhaus Köln mit Vertreter:innen von Stadt und Politik geführt haben, führten nun zumindest zu einer Zusicherung der Förderung und Einplanung im Haushalt für die kommenden zwei Jahre.
Der Fachkräftemangel ist eines der größten und drängendsten Probleme in so gut wie allen Branchen. Welche Ideen und Lösungsansätze sehen Sie aktuell in der Film- und Fernsehwirtschaft, um dieser Herausforderung zu begegnen?
Um den tatsächlich dramatischen Fachkräftemangel in der Filmbranche zu entkräften, müssten zum einen mehr Ausbildungsangebote geschaffen werden, für konkrete Berufsbilder etwa in den Bereichen Licht, Ton, Maskenbild und Kostüm. Zum anderen herrscht aber auch bei den kaufmännischen und organisatorischen Berufen ein großer Mangel. Zahlreiche Ausbildungsplätze bei öffentlich-rechtlichen Sendern existieren z.B. nicht mehr. An Regisseur:innen fehlt es nicht, aber an Regieassistent:innen etc. Zudem muss die Filmbranche daran arbeiten, für junge Menschen als Arbeitsort wieder attraktiv zu werden: durch angemessene Gagen und Verträge sowie durch familienfreundlichere Arbeitsbedingungen. Die Zeiten einer „Generation Praktikum“ sind definitiv vorbei.
Sie sind außerdem Festivalleiterin des Kinofests Lünen, das vom 23. bis 27. November stattfindet und auf eine über 30-jährige Tradition zurückblicken kann. An der Grenze zwischen Münsterland und Ruhrgebiet, wie stellt sich die kulturelle und kreativwirtschaftliche Situation dar, abseits der Achse Köln-Düsseldorf?
Da ist tatsächlich einiges los: Neben dem bundesweit renommierten Kinofest Lünen, das am 23. November die Eröffnung seiner 32. Ausgabe feiert, gibt es in unmittelbarer Nähe weitere traditionsreiche Festivals wie das Internationale Frauenfilmfest in Dortmund, das Festival „Blicke aus dem Ruhrgebiet“ in Bochum oder das Filmfestival Münster, das alternierend mit dem neuen LITFILMS Literatur Film Festival stattfindet; nicht sehr weit entfernt im Ruhrgebiet natürlich die Kurzfilmtage Oberhausen oder die Duisburger Filmwoche.
Das Kinofest Lünen präsentiert neben zahlreichen Film- und Branchenveranstaltungen in diesem Jahr auch eine neue Kooperation mit den Filmbereichen der FH Dortmund und der Bergischen Universität Wuppertal. Bei den insgesamt 17 studentischen Produktionen gibt es zahlreiche Weltpremieren zu entdecken. Also: Der Weg lohnt sich, kommt vorbei!
Das Interview wurde veröffentlich auf Creative.nrw