am 1.2., 19:00 Gemeinschaftshaus Wulfen, Wulfener Markt 5, 46286 Dorsten In Anwesenheit der Filmemacherin Mischka…
Stellungnahme zum Entwurf der Rundfunkkommission bzgl. des Kultursenders 3sat
Der Entwurf der Rundfunkkommission der Landesregierungen für einen „Staatsvertrag zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ sieht vor, das Programm des Kultursenders 3sat “teilweise oder vollständig“ in das Programm von ARTE zu überführen. Dieses Vorhaben ist aus der Perspektive der unabhängigen Filmschaffenden in NRW falsch und zu kurz gedacht. Was sich auf den ersten Blick nach Synergieeffekt anhört, führt zwangsläufig zu einer Verknappung relevanter Inhalte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
3sat ist einer der letzten verlässlichen Partner für den langen, unformatierten Dokumentarfilm im deutschsprachigen Raum. Mit der zunehmenden Verknappung von Sendeplätzen in ARD und ZDF ermöglicht insbesondere 3sat mit seiner hervorragenden Dokumentarfilmredaktion, dass diese so wichtige Form der differenzierten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen weiterhin wahrnehmbar bleibt im öffentlichen Diskurs. Nicht zuletzt der extreme Rechtsruck in Europa – gerade eben erst auf dramatische Weise im 3sat-Partnerland Österreich – erfordert starke Stimmen und Positionen, wie sie der Dokumentarfilm seit jeher liefert. Eine Abkehr vom 3sat-Vollprogramm würde jenen in die Hände spielen, die seit jeher vom rechten Rand gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk agitieren.
3sat hat unzählige und vielfach preisgekrönte Dokumentarfilme ermöglicht und ist damit auch für die deutsche Produktionslandschaft ein eminent wichtiger Finanzierungspartner. Die so entstehenden Filme leisten einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Diskurs, da sie relevante gesellschaftliche Themen investigativ, kontrovers und differenziert beleuchten.
Eine Zusammenlegung der beiden Sender würde zwangsläufig zu einer Reduktion von Sendeplätzen und somit auch von Dokumentarfilmen führen. Damit würden wichtige Stimmen in der politischen und gesellschaftlichen Aufklärung verstummen.
Zum öffentlich-rechtlichen Auftrag gehört darüber hinaus die Beschäftigung mit anderen Kunstformen wie Theater, Oper, Ballett, bildender Kunst etc. Ohne 3sat steht zu befürchten, dass diese Bereiche komplett aus dem Fernsehprogramm verschwinden. Zudem hat die Rundfunkkommission bisher nicht erkennen lassen, wie sie sich eine Zusammenlegung der Sender genau vorstellt. Die Strukturen von ARTE und 3sat sind dermaßen unterschiedlich, dass es kaum vorstellbar erscheint, die Programme zu vereinen ohne dramatische Verluste an exzellentem Programm zu verursachen.
Wir fordern die MinisterpräsidentInnen der Länder daher auf, die Eigenständigkeit von 3sat und ARTE zu bewahren.
Filmbüro NW e.V.
Vorstand und Geschäftsführung
Köln, den 9.10.2024