am Samstag, 22. November, 14.30 Uhr im GLORIA, Kassel Stolz & Eigensinn. Deutschland 2025 /…

Dem Land seine Bilder geben #13: SCHWARZFAHRER von Manfred Stelzer 1983
am Mittwoch, 26.11.2025 um 20 Uhr in der Filmpalette Köln
Zu Gast: Mike Wiedemann, Gert Möbius (angefragt). Moderation: Marcus Seibert
Das Filmbüro NW zeigt in der Filmreihe „Dem Land seine Bilder geben“ Filme aus den 42 Jahren Filmbüro möglichst an ihren Entstehungsorten. Manfred Stelzer hat mehrere Filme vom Filmbüro NW gefördert bekommen, zuletzt „Super-Stau“ aber nicht unbedingt in Köln gedreht. „Schwarzfahrer“ wurde in Berlin gedreht und vom späteren langjährigen Filmbüro-Geschäftsführer Mike Wiedemann (Tura-Film, München) produziert (Prädikat: besonders wertvoll).
Manfred Stelzer fing im Agitprop-Umfeld der DFFB Mitte der 70er Jahre mit Dokumentarfilmen an wie „Allein machen sie dich ein“ und der Gemeinschaftsproduktion „Kalldorf gegen Mannesmann“. „Schwarzfahrer“ von 1983 ist erst sein zweiter Spielfilm. Stelzer drehte später zahlreiche Komödien für den WDR, auch Krimis, insgesamt etwa 50 abendfüllende Filme. Der „Manfred Stelzer Preis“ wurde bis vor wenigen Jahren für die beste Komödie beim Filmfestival Cologne vergeben. Manfred Stelzer starb 2020 in Berlin.
Posthum wurde letztes Jahr ein umfangreicher Textband zu seinem Werk veröffentlicht, der auch am Kinoabend erhältlich sein wird: „…und immer eine Prise Anarchie. Manfred Stelzer und seine Filme, hg. von Beatrice A. Stammer und Jan Gympel, Büchner-Verlag Marburg 2024“.
Zum Film
SCHWARZFAHRER. BRD, 1983 | Spielfilm, 90 min | 35 mm (1:1,66)
Buch: Gerd Weiß, Manfred Stelzer, Gert C. Möbius. Regie: Manfred Stelzer. Co-Regie: Gert C. Möbius. Kamera: David Slama. Schnitt: Peter Przygodda, Anne Schnee (Assistenz). Musik: Kevin Coyne. Produzent: Michael Wiedemann, Hans Eckelkamp. Redaktion: Alexander Wesemann. Besetzung: Rolf Zacher (Chris), George Meyer-Goll (Alois), Harald Henschel-Franzmann (Harry), Iris Berben (Lisa), Diethard Wendtland (Waffenhändler). Produktion: Tura-Film- und Fernsehproduktion GmbH, München, in Zusammenarbeit mit Trio-Film GmbH, Duisburg.
Schon der Anfang gibt die Tonalität des ganzen Films wieder: Kevin Coynes Musik untermalt die Titeleinblendung deren Buchstabe „A“ als anarchistisches Symbol im Kreis geschrieben wird. Der Spielfilm handelt von Freiheit, Selbstbestimmung und -verwirklichung. Die drei Gauner Chris (Rolf Zacher), Alois (George Meyer-Goll) und Harry (Harry Henschel-Franzmann) treiben sich in West-Berlin herum und halten sich mit Diebstählen, kleineren Betrügereien und Gelegenheitsjobs über Wasser. Vor allem Chris hat Geldprobleme, stiehlt zunächst einen Mercedes und verscherbelt ihn in seinem Gaunernetzwerk. Zu dritt geben sie sich als Firma aus, die zur Sicherheit Spione in Wohnungstüren einbaut und zocken die Bewohnerinnen und Bewohner ab. Alle drei träumen jedoch von dem einen gro0en Coup, viel Geld und entspanntem Leben. Eines Tages entdecken sie mitten im Stadtchaos einen Transporter aus der DDR. Als ihnen der Wagen verdächtig vorkommt sie genauer hinsehen, erkennen sie auf der Ladefläche drei Säcke voll mit Westgeld. Das Trio wittert die große Chance und plant detailliert einen Überfall auf den Transporter. Allerlei Missgeschicken zum Trotz gelingt es, den Coup erfolgreich durchzuziehen. Die Träume der drei werden wahr. Im Abspann werden erfundene Zeitungszitate eingeblendet: Neues Deutschland: „Solidaritätsspenden von Werktätigen unserer Republik in Westberlin geraubt.“ Welt am Sonntag: „Kommunistisches Spekulantenvermögen erst sichergestellt – jetzt verschwunden! Der Berliner Senat schweigt.“
(Quelle: „…und immer eine Prise Anarchie“)
In weiteren Rollen Iris Berben, Nora Bendig und der Hauptdarsteller von „Monarch“, Diethard Wendtland. Am Drehbuch wirkte Gert Möbius mit, der Bruder von Rio Reiser. Mit David Slama, Kamera, und Peter Przygodda, Schnitt, war der Film auch technisch hochkarätig besetzt.
Presse 1983
Harun Farocki:
Der Film Schwarzfahrer traf zu seiner Zeit ein Gegenwartsgefühl wie zu anderen Zeiten Motorradfahrer oder Wasserskifahrer. Die dort vorgestellte Seinsform war so unschuldig, weil sich keine Lebensindustrie daraus machen ließ. Der Film gab den Schauplätzen ein Leben ein, statt ihnen, wie meist üblich, nur Bedeutung abzupressen. Der Film sah mit einem so frischen und eigenen Blick auf die Schauplätze, daß diese nicht einmal „Location“ für Filme in Folge wurden.
(Quelle: Freunde der deutschen Kinemathek (Hg.): Kinemathek, Nr. 83: Manfred Stelzer, Berlin 1994)
Der Film wurde auch durch einen Kurzverriss im Lexikon des internationalen Films geadelt: „Eine kriminalistisch angehauchte Außenseitergeschichte, der es zu sehr an psychologischer und sozialer Genauigkeit mangelt, um mehr bieten zu können als ein flottes Kinoabenteuer.“
Die Veranstaltung am Mittwoch, 26. November um 20 Uhr in der Filmpalette Köln
Mike Wiedemann wird an dem Abend anwesend sein, angefragt ist auch der Autor Gert Möbius. Moderation: Marcus Seibert
Veranstaltungsort:
Filmpalette Köln, Lübecker Straße 15, 50668 Köln
Eintritt 9 €
Tickets
Freier Eintritt für Filmbüro-Mitglieder bei Anmeldung unter info@filmbuero-nw.de
Eine Veranstaltung des Filmbüro NW in der Reihe „Dem Land seine Bilder geben“ gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

